Avatar 2: Ist der Boykott berechtigt oder sinnlos?
Avatar 2: The Way of Water läuft aktuell in den Kinos und erfreut sich großer Beliebtheit. Dabei sah sich der Film anfangs noch mit Boykott-Aufrufen konfrontiert.
Schon vor der Veröffentlichung des zweiten Avatar-Films begannen sich viele Menschen über die rassistische Darstellung der Na‘vi gegenüber Naturvölkern aufzuregen, doch ist diese Aussage wirklich nachvollziehbar? Laut James Cameron wurde er schon beim ersten der zwei Filme von den Stämmen des Amazonas, in denen er selbst einmal Zeit verbracht hatte, inspiriert. Aber ist die Art, wie er sie schlussendlich dargestellt hat, grenzwertig?
Was spricht gegen Avatar 2?
Von den Beurteilenden hört man oft, dass auch bei diesem Streifen wieder das White-Savior-Konzept verwendet wurde, welches – auf diesen Film bezogen – bedeutet, dass die weißen Protagonisten die nicht weißen Na’vi retten müssen. White savior heißt übersetzt so viel wie „weißer Retter“.
Ein weiterer Punkt der Boykott-Aufrufenden ist das sogenannte „Bluefacing“, welches sich von „Blackfacing“ ableitet. Dieser Begriff sagt aus, dass weiße Personen nicht weiße Personen schauspielern; dabei wird das Gesicht schwarz oder braun angemalt. Ein sehr bekannter Fall von Blackfacing ist Thomas D. Rice, welcher mit seiner Rolle als „Jim Crow“ namhaft wurde. Kritiker sind der Meinung, dass genau das auch auf die Avatar-Filme zutrifft, in diesem Fall genannt Bluefacing, denn bis auf Zoe Salander (Neytiri) und Cliff Curtis (Tonowari) werden alle Hauptfiguren von weißen Schauspielern verkörpert.
Kritik an der Kritik
Viele Avatar-Fans sind aufgrund des Boykott-Aufrufs empört. Ein Argument, welches das White-Savior-Konzept entkräftigt, ist, dass die Filmreihe sich im Grunde eher darauf bezieht, dass die Menschheit an der Zerstörung der Völker schuld ist und nicht, dass sie von ihr gerettet werden. Denn ganz logisch betrachtet, hätte man die Na’vi erst gar nicht vor den Menschen retten müssen, wären diese nicht in ihre Welt eingedrungen und hätten sie nicht angegriffen. Schlussfolgernd sind die Filme eine Kritik an uns Menschen und unserer Lebensweise und zeigen eben nicht das zuvor erwähnte Schema. Außerdem muss man noch erwähnen, dass im zweiten Teil ganz andere Thematiken im Fokus stehen, wie zum Beispiel Familie und Zusammenhalt.
Ein weiteres Gegenargument, dieses Mal bezogen auf Bluefacing, ist: Dieses Wort und auch die Aussage dahinter sei übertrieben, die Haut (-farbe) der Na’vi ist sowieso animiert und generell ist die ganze Geschichte doch bloß Fantasy; sie sind ein nicht existierendes Volk auf einem erfundenen Planeten und die Kritik, die mit Blackfacing einhergeht, greift nicht, da es keine blauen Schauspieler gibt – außer sie halten viel zu lange die Luft an. Und selbst da beweist Kate Winslet offenbar das Gegenteil: Sie hat für eine Unterwasserszene sage und schreibe sieben Minuten und vierzehn Sekunden die Luft angehalten.
Fazit
Abschließend kann man sagen, dass die Argumente für den Boykott entkräftigt wurden. Doch voraussichtlich wird es bei folgenden Avatar-Filmen – ein dritter Teil wird nämlich ganz sicher noch erscheinen – weitere solche Kritik geben, wahrscheinlich dann auch wieder mit derselben Argumentation wie schon bei den ersten beiden Streifen.
Avatar 2 hat das jedenfalls nicht geschadet: Mit über 2,1 Milliarden US-Dollar hat er bereits Platz 4 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten erobert.