Critical Society – Studienfahrt des Sowi-LKs nach Berlin

Erstellt von Berceste, Ibrahim, Simmy und Sude |

Zusammen mit ihren Lehrerinnen Frau Böhler und Frau Karabulut sowie mit Herrn Rothberger von der Karl-Arnold-Stiftung besuchte der LK Sozialwissenschaften Berlin. Die Hauptthemen der 5-tägigen Studienfahrt waren Gentrifizierung, Lobbyismus und Integrationspolitik. Wir tauschten uns mit staatlichen Akteuren, Zivilgesellschaft und Wissenschaft aus und lernten Dinge kritisch zu hinterfragen.


Gentrifizierung:  Die armen und häufig migrantischen Bevölkerungsgruppen werden auf Grund steigender Mieten an den Rand der Städte verdrängt. Die Gentrifizierung ist zu einem großen Problem in vielen Großstädten, wie Berlin oder Köln geworden. Gemeinsam mit einem Wissenschaftler der Humboldt-Universität Berlin haben wir über Gentrifizierung, Verdrängungsprozesse und Bleibestrategien diskutiert. Bei unserem zweiten Termin haben wir uns mit einem Vertreter des städtischen Quartiersmanagements auseinandergesetzt. Beim Quartiersmanagement geht es darum, Akteure aus der Verwaltung, der lokalen Politik, der privaten Wirtschaft sowie lokale Vereine und nicht organisierte Anwohner und Anwohnerinnen zusammenzubringen und zu aktivieren, damit diese sich für eine Verbesserung in ihrem Stadtteil einsetzten.
Unser letzter Stopp war in einem Viertel Berlins, dem Wrangel-Kiez. Im Wrangel-Kiez haben sich die Anwohnerinnen zur lokalen Initiative „Bizim Kiez“ zusammengeschlossen und versuchen sich durch Protestaktionen gegen die Verdrängung lokaler kleiner Geschäfte einzusetzen. Wir haben mit einer Vertreterin des Vereins eine Führung durch den Wrangel-Kiez gemacht und mit Anwohnern und Anwohnerinnen gesprochen, die von Verdrängung betroffen sind.

Lobbyimsus: Mit einem Referenten des Vereins „Lobby Control“ durften wir eine Führung durchs Regierungsviertel in Berlin machen. Wir haben gelernt, dass Lobbyisten nicht nur versuchen ihre Interessen direkt über den Kontakt zu Abgeordneten durchzusetzen, sondern, dass sie im Rahmen des „Deep Lobbying“ versuchen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das Institut Neue Soziale Marktwirtschaft ist z. B. ist eine vom Arbeitgeberverband finanzierte Forschungsgruppe, die arbeitgebernahe Forschung betreibt und vermeintlich „neutrale“ Ergebnisse in wichtigen deutschen Tageszeitungen veröffentlicht und somit die öffentliche Meinung beeinflusst.

Integrationspolitik: Auf der Hinfahrt hielten wir in Marienborn, dem größten Grenzübergang zwischen der DDR und der BRD. Unsere Identität wird politisch durch unsere Papiere, also unsere Pässe festgelegt. An dieser Grenze wurden viele Papiere vernichtet, Einreisende warteten stundenlang in Ungewissheit. Manche mussten ihre Autos für die Kontrollen selbstständig auseinander bauen. Die Einreise war nur mit einer Erlaubnis möglich. Doch vergessen wir nicht, dass auch heute zwischen vielen Staaten die Visum-Pflicht herrscht. Wir waren im Innenministerium zu Gast, wo wir uns einen Vortrag des Staatssekretärs über die „Integrationsbemühungen“ der Bundesregierung angehört haben. Um den Bogen von der Geschichte zur Gegenwart zu schlagen, haben wir das ehemalige Notaufnahmelager für DDR-Flüchtlinge in Marienfelde besucht, das heute als Übergangswohnheim für Flüchtlinge genutzt wird. Während einer Führung durch das Museum bekam der Kurs zunächst einen Eindruck von der Entscheidung zum Verlassen der DDR bis zur gesellschaftlichen Integration in die Bundesrepublik. Anschließend gab uns eine Sozialarbeiterin eine Führung durch die Wohngebäude der aktuell dort lebenden Flüchtlinge. Hier wurde das Motto unserer Fahrt „Critical Society“ besonders deutlich. Es entstand eine heiße Diskussion mit der Referentin, in der wir kritisierten, durch das Wohnheim geführt zu werden, als ob es sich um einen Zoobesuch handle. Die Referentin will ihr Konzept in Zukunft überdenken…

Zurück