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True Crime: Ein Genre, das fasziniert und traumatisiert

Erstellt von Elifnur, Melek, Nuria (7a) |

Disclaimer: Der folgende Text beschäftigt sich mit dem sensiblen Thema Verfilmung von Mord. Es wurden keine jugendfreien Filme oder Serien hierfür geschaut.

Was ist eigentlich ein Serienmörder?

Ein Serienmörder, oder auch Serienkiller, ist jemand der eine Reihe von (laut FBI mindestens drei) gleichartigen Morden mit zeitlichem Abstand begeht. Der Begriff Serienmörder wurde in den USA in den 1970er Jahren geprägt. Ein Massenmörder ist dagegen jemand, der mehrere Menschen in der gleichen Situation ermordet – ohne zeitlichen Abstand.

Es gibt noch weitere Begriffe und Definitionen, und so wirkt das Thema Mord zunächst wie eine eigene Wissenschaft. Es löst eine Faszination aus, die so weit geht, dass echte Ereignisse verfilmt werden – und sich dann großer Beliebtheit erfreuen. Warum schauen sich Menschen das überhaupt freiwillig an?

True Crime ist eine Achterbahn der … Hormone

Online haben sich viele Neurologen und Psychologen mit True Crime, also Geschichten zu echten Kriminalfällen, beschäftigt. Psychologin Aimee Daramus beschreibt den Hintergrund für die True-Crime-Faszination als einen Mix verschiedenster Hormone: Adrenalin, Endorphin, Dopamin und Serotonin.

Adrenalin haben die meisten vermutlich schon gehört. Es ist eigentlich ein Stresshormon, das Herzschlag und Atmung erhöht. Das macht uns in realen Notfällen aufmerksamer, stärker und schneller. Wenn Adrenalin beim Filmschauen ausgeschüttet wird, führe das allerdings dazu, dass wir uns einfach über den Film freuen. Bei einer True-Crime-Serie findet unser Gehirn also Morde spannend, sodass wir dann einfach Folge für Folge weitergucken möchten.

Ausgeschüttete Endorphine beruhigen uns hingegen, wenn der Nervenkitzel zu groß wird, während uns Dopamin und Serotonin glücklich macht. Laut Daramus löst True Crime einen Mix aus Angstgefühl und Freude aus, ähnlich wie bei Horrorfilmen.

Menschen sind neugierig

Ein anderer Grund für die Faszination ist unsere Neugierde: Professor Raymond Mar zufolge interessieren wir Menschen uns schlicht für die Geschichten anderer. Wenn wir also True Crime schauen, wollen wir uns in den Kopf der Täter hineinversetzen.

Wir finden die Thematik spannend, aber laut Medienpsychologin Johanna Schäwel können wir bei True Crime auch was dazulernen. Denn wir schlüpfen quasi in die Rolle eines Ermittlers oder Reporters, der den Fall aufklären möchte. Ähnlich ist es mit fiktionalen Formaten, wo wir den Täter nicht kennen und dann in eine Detektivrolle schlüpfen. Durch unsere Überlegungen wird der Film oder die Serie sogar noch spannender.

Schäwel sagt aber auch, dass, anders als die klassischen Unterhaltungsmotive von fiktionalen Formaten, man bei True Crime ein realistisches und ungefähres Bild der Straftat bekommt, was den besonderen Kick von Furcht-Freude ausmacht.

True-Crime-Serie „Dahmer“ in der Kritik

Eine der beliebtesten True-Crime-Serien aktuell ist Dahmer. Jeffrey Dahmer wurde am 21. Mai 1960 in den USA geboren. Mit jungen Jahren hatte er eine Operation, welche seine aktive Teilnahme am Sport beeinträchtigte, was auch dazu führte, dass er von seinen Schulkameraden gemobbt und ausgegrenzt wurde. Sein Vater Lionel Dahmer vermutet diese Operation als Auslöser für die späteren Gewaltfantasien seines Sohnes.

Bereits in seiner Kindheit suchte er jedes Mal im Wald nach toten Tieren. An den Tieren, die er gesammelt hatte, führte er „Experimente“ durch. Da er die Leidenschaft zum Jagen mit seinem Vater teilte, brachte der ihm bei, wie man kleine Tiere beziehungsweise Teile von Tieren konservierte. Allerdings weitete Jeffrey Dahmer seine Jagd auch auf Menschen aus. Seine Opfer waren in der Regel schwarz und homosexuell. Was ihn genau dazu bewegt hat, ist nicht so einfach zu beantworten. Bei Dahmer wurden aber verschiedene Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert.

Auf den Erfolg der Serie Dahmer, die Jeffreys Schreckenstaten zeigt, folgte auch viel Kritik. In erster Linie liegt das daran, dass es sich eben um wahre Ereignisse handelt. Für Angehörige kann das retraumatisierend sein. Nach dem Hype um die Serie beklagten sich einige Familienangehörige, sogar Lionel Dahmer, weil sie im Vorfeld nicht informiert oder gefragt wurden. Die Serienmacher erklären, dass sie Betroffene kontaktiert, aber keine Rückmeldung erhalten haben.

Den Machern ging es darum, die Geschichte aus der Opferperspektive zu erzählen, Empathie mit den Betroffenen zu erwecken und so die Opfer zu ehren. Was man dennoch zu Recht kritisieren kann, ist, dass hier ein Großkonzern, in dem Fall Netflix, die Geschichte eines echten Mörders, der für viel Leid gesorgt hat, in klingende Münzen umwandelt. Trotz Kritik möchte man in einer nächsten Staffel einen neuen Serienmörder behandeln.

True Crime: Zwischen Glorifizierung und den Opfern eine Stimme geben

Das Genre True Crime sah sich in jüngster Zeit mit viel Liebe und Kritik konfrontiert. Eine Serie wie Dahmer gibt Serienmördern eine Bühne und retraumatisiert Angehörige. Gleichzeitig kann sie zu Verständnis gegenüber den Tätern führen, ohne die Tat zu entschuldigen. Dafür ist aber viel Feingefühl nötig.

True Crime kann sogar zur Aufklärung der Taten führen: Bei ungeklärten Fällen versucht man manchmal, mit Dokus auf Hinweise zu kommen oder auf den Fall oder damit verbundene Missstände aufmerksam zu machen. Die Serie Dahmer weist beispielsweise auf gesellschaftliche Aspekte hin: Laut Dahmer-Schauspieler Evan Peters zeigt die Serie, wie Rassismus und Homophobie bei der Polizei ein erheblicher Grund waren, warum der Täter nicht eher aufgehalten wurde.