Die Lebendige Bibliothek
Die „Lebendige Bibliothek“ ist eine Veranstaltung, bei der Menschen, die mit Vorurteilen zu kämpfen hatten (bzw. noch haben), sich für persönliche Gespräche zur Verfügung stellen, um diese Vorurteile abzubauen. Die „Bücher“ erzählen über ihr Leben, ihre Erfolge und ihre Verluste. Jetzt war die „Lebendige Bibliothek“ am Geno.
Das erste Gespräch, das ich zusammen mit anderen Schülerinnen und Schülern führte, war mit einem Bankräuber. Ich erwartete einen muskulösen, tätowierten und draufgängerischen Mann. Stattdessen stand vor mir ein anzugtragender, gebildeter und netter Mann. In diesem Moment stellte ich fest, dass ich ihn direkt aufgrund einer Tat in seinem Leben in eine Schublade gesteckt hatte.
Ebenso ist es ein ganz anderes Gefühl von der Zeit des Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht zu reden, als von jemandem, der wahrlich diese Zeit miterlebt hat, davon zu hören. Auch die geflüchteten Menschen erzählten uns, dass sie sehr häufig diskriminiert werden. Aber zu hören, wie jemand, der sein Land gezwungenermaßen verlassen musste, seine Familie hinter sich ließ und dann noch versuchte in einem anderen Land zurechtzukommen, öffnet einem selbst die Augen. Man bekommt automatisch ein neues Bild von dieser Personengruppe.
Diese Gespräche mit den „lebendigen Büchern“ helfen einem, ein neues Menschenbild zu entwickeln und anderen Menschen zu begegnen. Somit ist das Ziel der Lebendigen Bibliothek, Menschen zusammen zu bringen, die sonst keinen Kontakt zueinander haben, und Vorurteile abzubauen.